Kinder sollen froh und glücklich sein. Welche Eltern wünschen sich das nicht? Kinder sollen sich gut entwickeln und seelisch gesund bleiben. Hierzu kann auch die Familie einen Beitrag leisten. Dieser Artikel soll zusammenfassen, welche Aufgabe die Familie bei der Entwicklung von seelischer Gesundheit bei Kindern haben kann. Welche Bedingungen beeinflussen die seelische Gesundheit? Wie sehen die konkreten Fördermöglichkeiten aus? Welche Bedürfnisse haben Kinder, um glücklich zu sein? Und wie können diese in den Familienalltag integriert werden?

Was verstehen wir unter „seelische Gesundheit der Kinder“?

Wie wird ein Mensch, der seelisch gesund ist, eigentlich definiert. Viele Philosophen und Wissenschaftler haben sich mit diesem Thema schon beschäftigt. Und das Spektrum möglicher Antworten ist vielfältig. Die Antworten werden von gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen definiert, aber auch von persönlichen Standpunkten und Erfahrungen. Jede Kultur und jede Gesellschaft verfügen über ganze eigene Wertvorstellungen, Ideale und Normen. Diese definieren auch, was als normal oder gesund angesehen wird. Die Beschäftigung mit seelischer Gesundheit hängt also auch immer von einem ganz individuellen Blickwinkel ab.

Gesundheit ist zunächst einmal die Abwesenheit von Krankheit. Aber sie ist auch mehr als das. Und dies gilt sowohl für die körperliche, wie auch für die seelische Gesundheit. Mit dieser Frage hat sich auch der Psychologie-Professor Peter Becker befasst. Er hat Kriterien entwickelt, die einen seelisch gesunden Menschen aus dem Blickwinkel unserer Gesellschaft definieren. Nach seiner Definition ist ein Mensch, der sich seinem leben gewachsen fühlt und stark genug für die Herausforderungen des Lebens ist, ein seelisch gesunder Mensch. Ein solches Individuum verfügt über ein hohes Selbstwertgefühl und kann sich selbst so akzeptieren, wie er ist. Er ist Problemen und Herausforderungen gegenüber nicht hilflos, sondern davon überzeugt, einen Beitrag dazu leisten zu können, diese Probleme zu lösen und zu bewältigen. Sein Blick in die Zukunft ist optimistisch.

Der seelisch gesunde Mensch fühlt sich wohl in sich selbst und ist weitgehend frei von psychischen Störungen oder Problemen. Die positiven Gefühle überwiegen die negativen. Er zeigt Interesse und Unternehmensfreude. Er mag Aktivität. Er behauptet sich selbst, sowie auch seine Bedürfnisse und Interessen in angemessener Form. Der seelisch Gesunde Mensch ist kreativ, willensstark und kompetent. Er besitzt über ein ordentliches Maß an Selbstkontrolle. Er ist kein Grübler, sondern ein Mensch der Taten. Er konzentriert sich nicht nur auf sich selbst, sondern zeigt auch Interesse an seinen Mitmenschen und seiner Umwelt. Er zeigt anderen Menschen seine Wertschätzung und ist offen für positive Beziehungen.

Die seelische Gesundheit der Kinder wird durch die Famile gefördert

Bestimmte familiäre Bedingungen können einen Beitrag dazu leisten, die seelische Gesundheit der Kinder zu fördern. Zwei Ansätze stehen hierbei im Mittelpunkt:

  1. Kindgemäße Anforderungen
  2. Die Befriedigung kindlicher Bedürfnisse


Die kindgemäßen Anforderungen

Die Anforderungen an das Kind, die von außen gestellt werden, sollten vom Kind auch immer bewältigt werden können. Sie sollen seinem Leistungsvermögen und seinem Entwicklungsstand entsprechen. Sie sollen zu persönlichen Erfolgen führen. Dieses Wechselspiel aus Anforderungen und Möglichkeiten kann auf unterschiedliche Weise ausbalanciert werden. Zunächst einmal sollten die externen Anforderungen an das Kind angepasst werden. Das spielt etwa eine Rolle bei der Entscheidung, welche weiterführende Schule besucht werden soll. Aber auch bei der Freizeitgestaltung ist dieser Aspekt zu beachten. Wir Ihr Kind mit einem überfüllten Terminkalender überlastet? Lässt der Wochenplan noch Spontanität zu oder ist er mit zu vielen Hobbys uns Aktivitäten gleichzeitig belastet? Auch familiäre Aktivitäten können zur Überlastung führen. Wie viele Verpflichtungen gibt es hier für das Kind? Zu wenige Anregungen sind allerdings auch nicht gut. Dies führt zur Unterforderung. Und das ist auch nicht besser als eine Überforderung.

Auch durch eine Stärkung der Ressourcen des Kindes kann die Balance zwischen Anforderung und Möglichkeiten ausbalanciert werden. Durch die Interaktionen innerhalb der Familie und eine positiv ausgerichtete Gestaltung des Familienlebens kann die emotionale und soziale Entwicklung des Kindes gefördert werden. Diese Förderung beginnt meistens schon im Vorschulalter. Dies stärkt dann auch die Bewältigung der Herausforderungen in der Schule. Durch die Befriedigung der kindlichen Bedürfnisse können die Möglichkeiten und Kräfte des Kindes gestärkt werden. Die Familie ist dabei eine wichtige Quelle und das Vorbild für die Bewältigung von Anforderungen. Die Eltern bieten Unterstützung und Ermutigung auf vielfältige Art und Weise. Bei Problemen mit anderen Kindern werden die Eltern zum Ansprechpartner und zum Coach. Und sie sind der Mutmacher bei schulischen Problemen, sowie bei der Lösung der Hausaufgaben.

Die Bedürfnisse der Kinder befriedigen

Der zweite Ansatz befasst sich mit der Schaffung von positiven Rahmenbedingungen, die dabei helfen, die Bedürfnisse und seelische Gesundheit der Kinder angemessen zu befriedigen. Welche Bedürfnisse sind dies konkret? So wie jeder erwachsene Mensch hat auch jedes Kind eine Vielzahl an Bedürfnissen. Die Gewichtung dieser Bedürfnisse ist unterschiedlich und mit dem Alter verändern sich diese auch. Grundbedürfnisse aus dem „Katalog der Bedürfnisse“ sind etwa körperliche Bewegung, ausreichend Schlaf und natürlich die Nahrung. Je jünger das Kind ist, desto mehr Einfluss haben die Eltern auf die Befriedigung der Bedürfnisse. Die Eltern haben die Aufgabe, das Wohl des Kindes sicher zu stellen.

Es gibt natürlich auch kindliche Bedürfnisse, die weit über die grundlegenden physiologischen Bedürfnisse hinaus gehen. Und das gilt auch schon für Säuglinge. Kinder benötigen Bindung und Nähe. Sie brauchen Geborgenheit, sie wollen sich aufgehoben sein und sie benötigen die Anwesenheit und Nähe vertrauter Menschen. Bei jüngeren Kindern ist der Körperkontakt zur Bezugsperson sehr wichtig. Später stehen die Verfügbarkeit bzw. Erreichbarkeit der Bezugsperson im Vordergrund. Bestimmte Rituale der Zusammengehörigkeit und der Gemeinsamkeit (so etwa die gemeinsame Mahlzeit oder Zeiten des gemeinschaftlichen Spielens) kommen dem Bindungsbedürfnis entgegen. Die Qualität des Zusammenseins ist dabei oft wichtiger als die Quantität der gemeinsam verbrachten Zeit.

Schon Kleinkinder haben das Bedürfnis geachtet zu werden

Sie wünschen sich sowohl Zuneigung, wie auch Wertschätzung. Auf diese Weise bilden sie das persönliche Selbstvertrauen heraus. Sie wollen auch erleben, dass ihre Wünsche Gehör finden und dass sie über einen gewissen Einfluss und Selbstbestimmung verfügen. Auf diese Weise wächst die Erkenntnis, das eigene Legen und Umfeld auch beeinflussen zu können. Die Kinder lernen, nicht hilflos gegenüber ihrem Schicksal zu sein. Das kann zu einer wichtigen Lebenserfahrung werden. Ebenso wie das Bewusstsein, nicht alles immer sofort erreichen zu können. Die Übung in Geduld. Manche Wünsche und Bedürfnisse des Kindes können sofort befriedigt werden. Manchmal müssen auch Alternativen gefunden werden. Oft muss dem Kind auch erklärt werden, warum ein Bedürfnis jetzt gerade nicht befriedigt werden kann. Wenn ein Kind weiß, dass seine Bedürfnisse befriedigt werden, dann braucht es nicht stets um Aufmerksamkeit zu kämpfen. Es wird gelassen und zufrieden. Auch als Erwachsene müssen wir damit leben, dass unsere Bedürfnisse nicht immer sofort erfüllt werden können. Aber wir können daran arbeiten, unsere Ziele zu erreichen.

Auch Orientierung und Sicherheit sind zentrale Bedürfnisse von Kindern. Kinder haben ein Interesse daran, die Welt zu verstehen. Dies gelingt umso besser, wenn es Menschen gibt, die ihnen di Welt erklären. Die Familie kann dabei helfen, die Antworten zu geben, die Dinge beim Namen zu nennen und einzuordnen, was die Kinder sehen und fühlen. Auch eine gewisse Struktur und Regelmäßigkeit im Alltag hilft bei der Befriedigung des Bedürfnisses nach Sicherheit und Orientierung. Es kann interessant sein, Abläufe zu durchschauen und sich in diese zu integrieren. Auch grenzen und Regeln verbundenen mit angemessener Konsequenz gehören zum strukturierten Alltag mit dazu. Das Verhalten der Bezugspersonen sollte in dieser Hinsicht transparent und berechenbar sein. Gefühlsausbrüche von Seiten der Erwachsenen sind für das Kind nicht immer nachvollziehbar und können zur Verunsicherung führen. Aber auch das Gegenteil ist nicht sinnvoll: Präsentieren Sie sich ihren Kindern gegenüber nicht als gefühlsfreie Wesen. Auch Erwachsenen geht es einmal besser und einmal schlechter. Es ist kein Fehler, wenn Ihr Kind lernt, dass es auch den Eltern einmal nicht so gut geht.

Das Kind wird auch durch das Verhalten der anderen Familienmitglieder miteinander beeinflusst. Sicherheit vermittelt ein respektvoller und harmonischer Umgang miteinander. Konflikte zwischen den Eltern sollten nach Möglichkeit nicht vor den Kindern ausgetragen werden. Vor allem kleine Kinder können nicht nachvollziehen, was da gerade passiert. Reflektieren Sie, wie Sie mit Ihrem Partner kommunizieren, mit welchem Selbstverständnis Sie mit anderen Menschen umgehen. Kinder sind gute Beobachter und nehmen all dies mit großen Augen in sich auf. Und das, was sie vorleben wirkt meistens intensiver als das, was Sie nur mit Worten predigen. Die Wahrheit liegt dort, wo das reale Handeln geschieht. Achten Sie auf eine Kongruenz zwischen Worten und Taten. Das schafft Sicherheit und Vertrauen.

Neben der täglichen Routine und Sicherheit gibt es auch ein fast gegenteiliges kindliches Bedürfnis: Kinder gehen gerne auf die Reise und entdecken neues. Sie wollen neugierig ihre Welt entdecken und untersuchen. Zu wenig Abwechslung und zu wenig Befriedigung der Neugierte können zur Langeweile führen. Geben Sie Ihren Kindern Möglichkeiten, den eigenen Entdeckerdrang konstruktiv zu befriedigen. Wecken Sie die Lust am Lernen und den Spaß daran, den Wissensdurst zu stillen. Die Ausgestaltung dieser Option hängt vom Alter und den Interessen des Kindes ganz individuell ab. Lassen Sie ihr Kind auch einmal selbständig etwas entdecken. Sie müssen als Eltern nicht alle Wege vorausgehen. Verfügt das Kind über ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein, dann kann es auch einmal Dinge ausprobieren und die damit verbundenen Fehler machen. Die eigene Entdeckung und der Mix aus Scheitern und Erfolg kommt dem natürlichen Lernen eines Menschen am nächsten.

Kinder haben auch selbst einen Einfluss auf ihre Entwicklung

Sie interessieren sich für manche Spiele ganz besonders und bevorzugen bestimmte Aktivitäten. Sie wenden sich manchen Menschen mehr zu und fordern ein bestimmtes Maß an Aufmerksamkeit und Zuwendung von ihren Bezugspersonen. Jedes Kind ist einzigartig und dies schon von Geburt an. Jedes Kind hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Ein Kind möchte seine eigenen Fertigkeiten und Stärken entwickeln und ausleben. Es möchte die eigenen Bedürfnisse entsprechend seinem Temperament ausleben.

Für Eltern bedeutet dies die Balance zwischen der Akzeptanz des Kindes und der Ausschöpfung des individuellen Entwicklungsspielraums. Die Familie hat dabei die Aufgabe, der Entwicklung des Kindes einen Raum zu geben und diese zu fördern. Gleichzeitig dürfen auch die Schwächen erkannt werden, um eine zu einseitige Entwicklung zu vermeiden.


FAZIT zum Thema "Seelische Gesundheit der Kinder"

Insgesamt gesehen verfügen Eltern somit über einen recht umfangreichen Werkzeugkoffer für die Befriedigung der Bedürfnisse des Kindes. Mit dem Blick auf die Kinderbedürfnisse wird so manche Situation innerhalb der Erziehung erleichtert. Es hilft auch wenig, sich über eine bestimmte Situation zu ärgern. Wenn das Kind etwa quengelt, dann können Sie die Aufmerksamkeit darauf richten, warum das Kind dies gerade tut. Welches Bedürfnis steht hier im Vordergrund? Ist ein bestimmtes Bedürfnis gerade zu kurz gekommen? Aus diesem Blickwinkel wächst ein konstruktiver und lösungsorientierter Lösungsweg für die jeweilige Situation.

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